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Die Wiederentdeckung der Bildungslandschaften

4. Oktober 2021

Am 21. September 2021 fand im Rahmen des 3. Bundeskongress für Kinder- und Jugendarbeit die gemeinsame Session des Dialogforums Bildungslandschaften NRW1 mit dem Landesjugendring NRW und der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- & Jugendarbeit (BKJ) unter dem Titel „Die Wiederentdeckung der Bildungslandschaften“ statt. Im Zentrum der digitalen Veranstaltung stand der Diskurs um die Wiederaneignung des Bildungslandschaftsbegriffs für die Kinder- und Jugendarbeit.

Das Konzept der Bildungslandschaften in der Kinder- und Jugendarbeit ist nicht neu – jedoch waren die Voraussetzungen nie besser als jetzt! Zudem macht die Pandemie verstärkt sowohl den Bedarf nach einer umfassenden Betrachtung junger Menschen in all ihren Bedürfnissen als auch nach Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Bildungsakteur_innen deutlich, um diesem Anspruch gerecht zu werden.

Das Update aus der aktuellen Bildungslandschaftsforschung in Form des gemeinsamen Vortrags von Dr. Anika Duveneck (Freie Universität Berlin) und Heike Gumz (Universität Kassel), zeigte die Herausforderungen, aber vor allem auch die Potenziale auf. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse der vergangenen Jahre machen deutlich, dass ein grundsätzlicher Realismus-Check sowie die damit verbundene Loslösung von den idealtypischen Vorstellungen und hohen Erwartungen hinsichtlich kommunaler Bildungslandschaften notwendig ist. Die inhaltlichen Ziele müssen innerhalb des Diskurses wieder in den Vordergrund gerückt und der Fokus auf die Zusammenarbeit der verschiedenen Akteur_innen gelegt werden. Das Feedback im Rahmen des Praxisforschungsprojekt „Lokale Bildungslandschaften im empirischen Blick“2 zeigt, dass die Motivation hinsichtlich einer multiperspektivischen Zusammenarbeit groß ist. Es muss hierbei jedoch berücksichtigt werden, dass diese Zusammenarbeit komplex und voraussetzungsreich ist: Insbesondere müssen sich die einzelnen Akteur_innen der eigenen Rolle und Perspektive sowie auch der der anderen Beteiligten bewusst sein bzw. werden.

Im Anschluss an das Forschungsupdate wurde mit dem Dialogforum Bildungslandschaften NRW ein Beispiel für multiperspektivische Zusammenarbeit von Trägern und Akteur_innen aus Jugendarbeit, Verwaltung, Politik und Wissenschaft präsentiert.

Mit dem PerspektivWechsel wurde außerdem eine – im Kontext des Dialogforums entstandene – Methode für multiperspektivische Zusammenarbeit und zukunftsfähige Bildungslandschaften vorgestellt. Dabei bezieht sich der PerspektivWechsel nicht nur auf die Kooperation von Professionellen aus verschiedenen Bildungsbereichen (z. B. Schule, Jugend(verbands)arbeit, Kultur etc.), sondern schließt auch Akteur_innen aus Zivilgesellschaft, Ehrenamt und Handlungsfeldern wie Verwaltung, Politik und Wissenschaft mit ein. So kann die große Vielfalt an Perspektiven, Handlungslogiken und Fachinteressen der relevanten Akteur_innen vor Ort sichtbar und füreinander fruchtbar gemacht werden. Ein entsprechender Praxisleitfaden, der alle Interessierte bei der Durchführung eigener PerspektivWechsel-Veranstaltungen unterstützt, wird noch dieses Jahr veröffentlicht.

Als weiterer Praxisansatz wurde den Teilnehmer_innen der Session der Kompass Bildungslandschaften NRW präsentiert, bei dem wissenschaftliche Kenntnisse genutzt und der Fachcommunity bereitgestellt werden. Bei diesem interaktiven Online-Tool handelt es sich um eine Navigationshilfe für Akteur_innen der Jugend(verbands)arbeit in NRW durch den Dschungel der kommunalen Bildungs- und Beteiligungsstrukturen. Der Launch ist für Dezember 2021 geplant.

In der Session wurde deutlich, dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt für eine Wiederaneignung der Bildungslandschaften für die Kinder- und Jugendarbeit ist. Die notwendigen Voraussetzungen liegen vor: Das Wissen aus der Forschung, die Erfahrungen aus der Praxis ebenso wie die Motivation hinsichtlich der Stärkung der multiperspektivischen Zusammenarbeit. An genau diesem Punkt setzt das Dialogforum Bildungslandschaften mit dem Online-Tool „Kompass Bildungslandschaften“ sowie PerspektivWechsel-Methode an und stieß damit unter den Teilnehmenden auf bundesweites Interesse.

 

Die Session zeigte Wirkung: Zu Beginn der Veranstaltung schätzten die Teilnehmer_innen das Konzept Bildungslandschaft auf einer Skala von 1 – 10 nur mit 5,7 als aussichtsreich ein. Die zweite Abfrage am Ende zeigt mit 7,2 ein deutlich positiveres Ergebnis!

 

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1 Im Dialogforum vertreten sind der Landesjugendring NRW, die Arbeitsgemeinschaft Offene Türen NRW, das LVR-Landesjugendamt Rheinland, das LWL-Landesjugendamt Westfalen-Lippe, der Kreis Lippe, das Regionale Bildungsbüro Borken, die Arbeitsstelle Kulturelle Bildung NRW und die Landesvereinigung Kulturelle Jugendarbeit NRW.

Begleitet wird das Dialogforum durch das Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration NRW (MKFFI), das Ministerium für Schule und Bildung NRW (MSB), die Technische Universität Dortmund, die Freie Universität Berlin, die Bergische Universität Wuppertal und die Transferagentur Kommunales Bildungsmanagement NRW.

E-Mail: dialogforum@ljr-nrw.de 

2 Forschungsprojekt „Lokale Bildungslandschaften im empirischen Blick“

Projektpartner sind die Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung e. V. (BKJ) und die Universität Kassel, Fachgebiet „Erziehungswissenschaft, Soziale Arbeit & außerschulische Bildung“. Weitere Informationen unter: https://www.bkj.de/publikation/bildungslandschaften

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